Barbara Kolb (1939–2024) im Alter von 85 Jahren gestorben
Boosey & Hawkes nimmt mit Bedauern Abschied von Barbara Kolb. Die Komponistin, die als erste Amerikanerin mit dem prestigeträchtigen Rome Prize ausgezeichnet wurde, starb am 21. Oktober 2024 im Alter von 85 Jahren.
Mit Bedauern nimmt Boosey & Hawkes Abschied von Barbara Kolb (10. Februar 1939–21. Oktober 2024). Die für ihren unverwechselbaren zeitgenössischen Impressionismus bekannte Komponistin verstarb im Alter von 85 Jahren in ihrem Haus in North Providence, Rhode Island. Die in Hartford, Connecticut, geborene Künstlerin wurde für ihre komplizierten, impressionistischen Texturen und ihre frei atonale, aber ausdrucksstarke harmonische Sprache gefeiert. Die Chicago Tribune bemerkte treffend: „[Kolb] hört Klangfarben so präzise, wie sie komplizierte motivische Strukturen manipuliert.“
Barbara Kolb war die erste Amerikanerin, die mit dem renommierten Rome Prize für Komposition geehrt wurde (1969–71). Darüber hinaus wurde sie mit drei Tanglewood Fellowships, vier MacDowell Colony Fellowships, zwei Guggenheim Fellowships und einem Fulbright-Stipendium ausgezeichnet, das sie nach Wien führte. Immer wieder hat sie sich von Literatur und der bildenden Kunst inspirieren lassen und die Grenzen der klassischen Musik neu ausgelotet.
Kolb erhielt ihren Bachelor of Music (1961) und ihren Master of Music (1964) an der Hartt School of Music der University of Hartford, wo sie bei Arnold Franchetti, Lukas Foss und Gunther Schuller studierte. Ihre Musik wurde von einigen der renommiertesten Orchester der Welt gespielt, darunter das New York Philharmonic, das Boston sowie das Atlanta Symphony Orchestra, sowie von Dirigenten wir Pierre Boulez, Seiji Ozawa, Robert Shaw und Leonard Slatkin dirigiert.
1983/84 verbrachte sie neun Monate am IRCAM, wo sie einen Kompositionsauftrag für Kammerensemble und computergeneriertes Tonband erhielt. Dieses neue Werk, Millefoglie, wurde am 5. Juni 1985 im Pariser Centre Georges-Pompidou unter der Leitung von Peter Eötvös uraufgeführt; später avancierte es zu einer ihrer berühmtesten Kompositionen. Neben Aufführungen in den Musikzentren weltweit, wurde Kolb für die Komposition im Jahr 1987 mit dem renommierten Kennedy Center Friedheim Award ausgezeichnet.
Ein weiteres bemerkenswertes Auftragswerk, All In Good Time für Orchester, wurde für das 150-jährige Jubiläum des New York Philharmonic geschrieben und 1994 unter Leonard Slatkin uraufgeführt.
Barbara Kolbs letztes Werk, Three Medieval Chants für Saxofonquartett, entstand zwischen 2005 und 2018 und wurde 2019 vom New Century Saxophone Quartet uraufgeführt. Das Werk umfasst drei „Chant“-Sätze, die jeweils auf Modi aus dem 13. und 14. Jahrhundert basieren und aus drei verschiedenen Ländern stammen.
In den Jahren 1984-85 hatte Kolb eine Gastprofessur für Komposition an der Eastman School of Music inne. Außerdem unterrichtete sie Theorie und Komposition am Brooklyn College, CUNY, und an der Temple University. Zwischen 1982 und 1986 entwickelte sie einen von der Library of Congress geförderten Musiktheoriekurs für blinde und körperlich behinderte Menschen.
Barbara Kolbs Musik liegt auch in mehreren Einspielungen vor. „Barbara Kolb: Millefoglie and Other Works“ und „Barbara Kolb: Soundings and Other Works“, unter anderem mit dem Ensemble InterContemporain, vereinen ausschließlich Werke der Amerikanerin. Auf dem Sammelalbum „American Orchestra Works“ spielt das Grant Park Orchestra unter Carlos Kalmar zudem Kolbs All in Good Time.
> Spotify Playlist mit Musik von Babara Kolb
Neben ihrer eigenen Tätigkeit als Komponistin setzte sich Kolb auch leidenschaftlich für die zeitgenössische Musik im Allgemeinen ein. Von 1979 bis 1982 war sie künstlerische Leiterin von „Music New to New York“, einer Reihe, die sich für außerhalb des kulturellen Zentrums New York City ansässige Komponist*innen einsetzte, die nur begrenzte Möglichkeiten hatten, ihre Werke aufführen zu lassen. Außerdem gründete und leitete sie „Vibe of the Venue“, eine Reihe mit neuer Musik, die die Arbeit lokaler Komponist*innen und internationaler Künstler*innen in den Mittelpunkt stellte.
Von 2001 bis 2004 war Barbara Kolb Composer-in-residence in Providence im Rahmen eines „Meet The Composer New Residencies“-Stipendiums. Zu ihren Partnern gehörten das Festival Ballet Providence, WaterFire Providence und das Rhode Island Philharmonic.
Das Archiv von Barbara Kolb ist in der Library of Congress zugänglich. Ihre Musik wird bei Boosey & Hawkes verlegt. Mehr Informationen finden Sie unter www.boosey.com/kolb
Foto: Barbara Kolb (© Carlo Carnevali)