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Scoring

2(II=picc).2(II=corA).2(II=bcl).2-4.3.3.0-timp.perc(3)-harp-pft-strings(10.10.8.min6.min4)

Abbreviations (PDF)

Publisher

B&B

Territory
This work is available from Boosey & Hawkes in der ganzen Welt.

Availability

Uraufführung
08/12/2024
Philharmonie, Köln
Gürzenich-Orchester Köln / Osmo Vänskä
Composer's Notes

Mein einsätziges, rund 10minütiges Orchesterstück Prolog und Abgesang beinhaltet mehrere Aspekte. Zum einen ist es als Vorspiel für ein sinfonisches Konzert gedacht. Zum anderen verweist der Nebentitel „Abgesang“ auf einen formalen sowie einen inhaltlichen Aspekt.

Aus der Formenlehre kennen wir die im Mittelalter entwickelte Barform (Stollen – Stollen – Abgesang), in der die beiden als Stollen bezeichneten Verse meist recht streng gestaltet, während der Abgesang oft durchaus frei gehandhabt wurde. Zwei fest gefügte Stollen gibt es in meinem Stück nicht, wohl aber einen Abgesang im Sinne einer „orchestralen Fantasie“, so der Untertitel.

Dabei spielt ein Motiv von Robert Schumann eine tragende Rolle. Es handelt sich um das sechstönige Eingangsmotiv aus dem dritten der acht Fantasiestücke op. 12 für Klavier. Es erscheint zum ersten Mal in Takt 38 in der Oboe in einer chromatisch leicht variierten Form, bleibt aber in seinem Gestaltcharakter durchaus hörend erkennbar und bildet in seiner intervallischen Erweiterung auf 21 Töne die Basis für die gesamte melodisch-harmonische Struktur des Stücks.

Das Klavierstück von Schumann trägt den Titel „Warum?“ Es ist die nicht zu beantwortende Frage aller Fragen, die später Charles Ives auf ganz andere Weise mit seinem Orchesterstück The Unanswered Question neu gestellt hat.

Mir stellt sich die Warum-Frage allerdings nicht in einem transzendentalen Sinn, sondern vielmehr als Reflex auf die nicht nur von mir, sondern allgemein als fundamentale Krise wahrgenommene gegenwärtige „Zeitenwende“.

Als der Nachkriegsgeneration angehöriger Zeitgenosse empfinde ich die heutige geschichtliche Situation durchaus als eine Art Abgesang auf die jahrzehntelange Phase des Friedens und des für selbstverständlich gehaltenen Wohlstands. Dennoch ist das Stück nicht als unipolarer Ausdruck einer pessimistischen Dystopie zu verstehen, sondern eher von einer gewissen Melancholie grundiert, die – kulminierend in einem längeren für Solo-Violine auskomponierten Moment des Stillstands – dennoch immer wieder von musikalischen Gesten des Aufbegehrens, ja sogar des Spielerischen konterkariert wird.

Als Klangsymbol für den sowohl formalen wie expressiven Aspekt des Abgesangs blitzt gegen Ende momenthaft der Beginn des 3. Aufzugs aus Tristan und Isolde von Richard Wagner auf, bevor das Stück nach einer kurzen Steigerung leise im Nichts verlöscht.

Das Werk ist dem Gürzenich-Orchester gewidmet, das mir den Kompositionsauftrag für das Stück anlässlich meines diesjährigen 80. Geburtstages erteilte.
York Höller, 2024

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