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Boosey & Hawkes
Als Komponist dem Klavier von Hause aus besonders zugetan, knüpft mein Klavierkonzert an zwei Werke an, deren Entstehung relativ weit zurückliegt: An meine, in freier serieller Technik komponierte Diaphonie (1965), vor allem aber an die Sonate informelle (1968), eines der wohl frühesten Werke, das sich dezidiert auf Adornos Entwurf (von 1961) einer "musique informelle" bezieht.
Der Titel "Konzert" meint spätestens seit B. A. Zimmermann keinen "Wettstreit" mehr, auch keine Hierarchie, die dem Soloinstrument von vorherein eine dominierende Rolle gegenüber dem Orchester zuschreiben würde. So gibt es neben Momenten, in denen das Klavier durchaus in den Vordergrund tritt (z. B. in der Solo-"Mediation" am Anfang oder in der "Kadenz" gegen Ende), solche, in denen es die Funktion der "Begleitung", "Umspielung", ja, die eines Orchesterinstrumentes inmitten anderer "gleichberechtigter" übernimmt. Der Orchesterklang ist weithin "aufgelichtet", stellenweise ausgesprochen kammermusikalisch gestaltet. Die Komposition stellt gewissermaßen eine (allerdings minutiös ausnotiere) "Improvisation über einen Akkord" dar, denn das Basismaterial besteht aus einem 7-tönigen, spiegelsymmetrischen Akkord, dem gelegentlich zur Klangschärfung ein "freier" Ton hinzugefügt wird:
Die Kernintervalle (kl. Sekunde, kl. Terz) sind die gleichen, aus denen die zentrale "Klanggestalt" gebildet ist, die meinen Orchesterwerken Schwarze Halbinseln, Traumspiel, Magische Klanggestalt und meiner Oper Der Meister und Margarita zugrunde liegt. Der Unterscheid zu diesen Werken besteht jedoch in einer freien quasi "improvisatorischen" Handhabung der Form: Sie weist zwar deutlich zwei Teile aus (erst im 2. Teil kommen z. B. die Blechbläser ins Spiel), aber diese beruhen ihrerseits nicht auf einem vorgeformten Plan, sondern entwickeln sich gemäß dem, was ich in meinem Aufsatz "Gestaltkomposition oder die Konstruktion des Organischen" als "induktives" Komponieren bezeichnet habe, ganz aus dich selbst heraus.
Im Gegensatz zu fast allen meinen Werken aus den letzten Jahren habe ich hier auf die Möglichkeiten der elektronischen Musik bewusst verzichtet. Denn der Einsatz von Tonbändern hätte z. B. über den Dirigenten hinaus auch den Solisten in ein "Tempokorsett" gezwungen, das meiner Idee des "Improvisatorischen" zuwidergelaufen wäre. Live-elektronische Verfremdungen samt ihren klanglichen Ungenauigkeiten (ich habe da meine Erfahrungen!) hätte unweigerlich jenen Aspekt in den Hintergrund treten lassen, um den mir hier in besonderem Maße zu tun war: größtmögliche pianistische Feinheiten in Anschlag, Agogik und Klangqualität wirksam werden zu lassen.
Etwa in der Mitte des zweiten Teils erklingt in Pianissimo dreier Soloviolinen, dann gestopfter Trompeten, eine 12-tönige-tonale Akkordverbindung, deren Außenstimmen ähnlich wie in dem oben vorgestellten "Grundakkord" auf der Folge kleiner Sekunden und kleiner Terzen beruhen. Es handelt sich hier um einen musikalischen Einfall von Herbert Eimert, den er in seinem Lehrbuch der Zwölftontechnik (1952) erwähnt, und den ich hier als kleine "Hommage" für den Nestor der elektronischen Musik in Deutschland zitiert habe.
"Höller’s Piano Concerto is scored with absolute mastery, and fashioned with notable finesse and delicacy; his sureness of aim made the first encounter a rare pleasure. Upon a carefully controlled harmonic foundation Höller plasces layers of lacy, fluttery, arabesquing instrumental texture – the piano part alone compiles a contemporary thesaurus of beguiling multi-note figuration. But the work is not just a collection of aural titillations; it has shape, direction, and clear design." (Max Loppert, Financial Times, 05 Dec 1985)