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Boosey & Hawkes
Aufbruch entstand im Auftrag des Deutschen Bundestages und wurde am 1. Juli 1999 anlässlich seiner letzten Sitzung in Bonn vor dem Umzug nach Berlin auf dem Bonner Marktplatz uraufgeführt. Die Originalpartitur sowie die Aufführung des Werkes waren als Geschenk des Bundestages an die Stadt Bonn gedacht.
Das Werk stellt einerseits eine Art "Sympathieerklärung" an die (durch vielfältige europäische Einflüsse geprägte) Kulturlandschaft Rheinland dar, zum anderen ist hier – trotz unüberhörbarer melancholischer Untertöne – viel Zuversicht und ein gewisser Optimismus zum Ausdruck gebracht. Aufbruch – nicht in eine neue (Berliner) Republik, sondern zu einem neuen geopolitischen Zentrum, nicht mehr und nicht weniger. Oder doch etwas mehr? Vielleicht kommt in meinem Stück etwas von jener gespaltenen Gefühlslage zum Ausdruck, die nicht selten mit einem Aufbruch verbunden ist, bedeutet er doch gleichzeitig einen Schritt ins (ungewisse) Neue und einen (gegebenenfalls) unwiderruflichen Abschied vom Bekannten und Vertrauten.
Um diese ambivalenten Gefühle deutlich zu machen, habe ich mich gewisser Klangsymbole bedient, die kaum zu missverstehen sind: des populären Motivs vom Anfang des 2. Satzes der 3. Sinfonie, der "Rheinischen", von Robert Schumann, eines charakteristischen Motivs aus dem langsamen Satz der Klaviersonate op.81a ("Les Adieux") von Ludwig van Beethoven und einer Sequenz aus den "Rheinischen Kirmestänzen" von Bernd Alois Zimmermann. Die Beziehung dieser drei Komponisten zum Rheinland ist hinlänglich bekannt. Die ausgewählten Motive stehen für (rheinische) Gelassenheit, Abschiedsschmerz und (bisweilen etwas derben) Frohsinn.
Das Schumann-Motiv gewinnt darüber hinaus strukturelle Bedeutung, indem es als Keimzelle für die gesamte Komposition fungiert. Dazu wurde das bei Schumann in diatonischer Dreiklangsbrechung aufsteigende 4-Ton-Motiv, geringfügig chromatisch verändert, zu einer 23-tönigen "Klanggestalt" ausgebaut. Auf dieser, einer aus ihr abgeleiteten "Zeitgestalt" und dem Prinzip der "permanenten Durchführung" (siehe meine Konzeption der "Gestaltkomposition") beruht die Gesamtstruktur des Werkes. Es handelt sich hier also keineswegs um von vornherein auf leichte Verständlichkeit hin angelegte "Repräsentationsmusik", sondern um ein Stück autonomer moderner Musik, das durchaus über den konkreten Anlass seiner Entstehung hinaus Bedeutung und Wirkung haben sollte.
Bamberger Symphoniker / Hans Zender
col legno 31837