2.2.2.2-2.2.0.0-timp.-harp-pft-strings
Abbreviations (PDF)
Boosey & Hawkes
Da die Musik eines Komponisten lauter spricht als seine Worte über Musik, neige ich dazu, mich zu meinen eigenen Werken nicht zu äußern - wenigstens über den “Gefühlsgehalt”. (Über anderer Leute Werke spreche ich allerdings viel.) Ein oder zwei Absätze über das Cellokonzert könnten jedoch hilfreich sein.
Als David Geringas Anfang 2000 zu Besuch kam, habe ich mich über seinen Wunsch nach einem neuen Stück gefreut. Da ich bereits ein Violinkonzert und ein Doppelkonzert für Violine und Cello geschrieben hatte, würde ein Cellokonzert das ganze Programm perfekt abrunden. Ich bin allerdings erst zwei Jahre später dazu gekommen; den überwiegenden Teil habe ich im Sommer 2002 geschrieben.
Obgleich ich nicht glaube, dass sich die “Bedeutung” nicht-vokaler Musik beweisen lässt, auch wenn man ihr beschreibende Titel wie La Mer oder Bilder einer Ausstellung gibt, macht es immer noch Spaß, verschiedenen Abschnitten programmatische Untertitel zu geben. Daher sind die Titel der acht Sätze des Konzerts mehr oder weniger wörtliche Beschreibungen:
1. Der Vorhang hebt sich. Das ist auch schon alles.
2. Hin und zurück. Die 137 schnellen Takte sind in der Mitte geteilt, von wo sie wieder an den Anfang zurückkehren.
3. Drei Fragen, eine Antwort. Auf eine weitschweifige Unisono-Passage folgt ein ruhiges Cello-Solo mit einem Piano-Ostinato; dann wieder ein weitschweifiges Unisono und wiederum ein ruhiges Cello-Solo; ein letztes weitschweifiges Unisono, dann ein letztes Cello-Solo.
4. Chaos-Wettkampf. Eine Solo-Geige wetteifert den ganzen schnellen Satz hindurch, der mit “Schnell und Brutal” bezeichnet ist, mit dem Solo-Cello.
5. Ein einziger Ton, ein Dutzend Auswirkungen. Während das Soloinstrument ein einziges, ausdrucksloses e hält, legt das Orchester eine Abfolge zwölf separater Klangfarben in unterschiedlichen Intensitäten darüber.
6. Eine Medaille, zwei Seiten. Zwei Seiten desselben Klangspiels; das zweite ist für vier Cellos notiert.
7. Valse Rappelée. Der Titel ist natürlich eine Anspielung auf Liszts Valse Oubliée und ist die orchestrierte Fassung einer meiner Tänze für Cello von 1984.
8. Dahintreibend. Gegen ein sich schlängelndes Ostinato für Harfe und Streicher singt das Cello eine lange, lange Klanglinie, die sich allmählich in nichts auflöst.
Die Besetzung ist überschaubar: Holzbläser in Zweiergruppen, 2 Trompeten, zwei Hörner, (keine Posaunen), kein Schlagzeug außer Pauken sowie Streicher.
"Das Konzert ist ein kaleidoskopisches Stück mit üppigen Farben und großen, weitgespannten Melodien, die irgendwo zwischen Schostakowitschs Tragik und Coplands Frohsinn angesiedelt sind. Es umfaßt acht Episoden, jeweils mit einem verschmitzten Titel. Am stärksten war es, wo es am schlichtesten war, wie in Drei Nachfragen, eine Erwiderung, wo ein ruhiges Cello den Unisoni des Orchesters antwortet. Von besonderer Schönheit war Eine Münze, zwei Seiten, wo Geringas zusammen mit den drei ersten Celli einen wundervollen ‘Song’ spielte... Es gab ‘belehrende’ Momente, wie Eine einzelne Note, ein Dutzend Folgerungen. Dann ein Walzer, dann Verklingen. Das Konzert ist randvoll mit Passagen wundervoller Musik." (Paul Horsley, The Kansas City Star, 30.03.2003)
Wen-Sinn Yang, vcl /
Royal Scottish National Orchestra / Jose Serebrier
Naxos 8.559315