Fioretti per San Francesco

„Ein Chorwerk solchen Zuschnitts ist gewiß lange nicht geschrieben worden, beeindruckend auch für den unvorbereiteten Hörer, doch so raffiniert komponiert, dass es zu Bachs Zeiten wohl ‘auch denen Kenner zur Ergötzung’ empfohlen worden wäre. Kurt Schwertsiks Kunst beschert uns von Uraufführung zu Uraufführung Beweise für die These, daß auch in unseren Tagen gehaltvolle Musik geschrieben werden kann, ohne daß die Hörer zuvor einen Kurs besuchen müssen, um die Klänge, enträtseln zu können. Geht man davon aus, daß große Kunst – auch und gerade wenn sie nicht aus Plattitüden besteht – sich letzten Endes doch spontan mitzuteilen hat, dann ist Schwertsik einer der ganz wenigen Komponisten unserer Zeit, die einen Spitzenrang verdienen. Denn seine Werke wecken den Wunsch nach wiederholter Beschäftigung. Den Sonnengesang, den sich das Consortium Musicum Alte Universität für sein 25-Jahr-Jubiläum bestellt hat, hätte man nach der Uraufführung gleich wiederholen können: Die etwa 600 Hörer in der voll besetzten Universitätskirche wären gewiß vollzählig sitzen geblieben, um den mächtigen, doch filigran und behutsamen klanglichen Bilderbogen rund um Franz von Assisis poetisch-rauschhaftes Gotteslob noch einmal zu erleben... In seiner Vielseitigkeit zieht Schwertsiks Werk die Summe aus der österreichischen Chortradition zwischen Haydn, Bruckner und Franz Schmidt, ergänzt sie subtil und feinsinnig mit moderneren Errungenschaften der kompositorischen Technik und führt sie auf diese Weise sanft, aber bestimmt ins neue Jahrtausend.“ (Wilhelm Sinkovicz, Die Presse, 02.06.2004)