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Music Text

Libretto von Kristine Tornquist nach einem Märchen aus "1001 Nacht" (dt.)

Scoring

M,2T,Bar; bcl(=guiro).bn(=guiro)-tpt(=rainstick)-perc(1):crot/BD/SD/bongo/vib-harp-vln.vlc.db

Abbreviations (PDF)

Opera
For full details on this stagework, including synopsis and roles, please visit our Opera section.
Publisher

Boosey & Hawkes

Territory
This work is available from Boosey & Hawkes in der ganzen Welt.

Availability

Uraufführung
26/08/2011
Expedithalle der Brotfabrik, Wien
Kristine Tornquist, director / PHACE contemporary music / sirene Operntheater / François-Pierre Descamps
Repertoire Note

Der Fischer Chalifa ist ein frommer Mann. Jedesmal, bevor er sein Netz auswirft, betet er um einen Fang. Seine Gebetsformel ist seine letzte Hoffnung. Es bleibt ihm nichts anderes als diese Hoffnung, denn er ist vom Unglück verfolgt. Aller Vergeblichkeit zum Trotz hofft er, betet er und wirft geduldig sein Netz aus. Das Unglück, das ihn verfolgt hat, erscheint ihm in Form eines sprechenden Affen als heilige Karikatur seiner selbst – schäbig, krumm und einäugig. Und mit derselben unerschütterlichen Beharrlichkeit wie Chalifa gegen sein Unglück arbeitet, hat sich spiegelbildlich das Unglück gegen seine Hoffnung und seine Bemühungen geplagt. Du machst es mir aber nicht leicht, beklagt sich der Affe, nachdem er versehentlich selbst ins Netz gegangen ist und Chalifa endlich sein Unglück in der Hand hat. Damit wendet sich Chalifas Schicksal und seine Hoffnung erfüllt sich - auch wenn Gott, zu dem er gebetet hat, sich nur in solchen skurrilen Abgesandten zeigt.
Diese Geschichte zeigt die Waage des Schicksals als symmetrische Anordnung: des einen Glück ist des anderen Unglück und umgekehrt. Es gibt nicht genug Glück für alle. Damit Chalifa auf die Seite des Glückes fällt, muss ein anderer sein Glück verlieren. Nicht ganz von ungefähr trifft das den reichen Jude – jene Klischeefigur des Neides – dessen komplimentäres Schicksal zu bedauern die Geschichte vom Hörer und Leser nicht verlangt. In dieser Geschichte lässt sich das Glück mit einem Wort erkaufen.doch es muss das richtige Wort sein. Zwar beruft sich auch der Jude auf das Wort - Das Wort ist Gott. Gott ist das Wort, sein Fehler ist nur, dass er die Bedeutung des Affen als eine Erscheinungsform des wahren Glaubens nicht erkennt. Er spricht die magische Formel „Ich tausche meinen Affen gegen deinen“ leichtfertig aus - und hat schon sein Glück verloren. Der Affentausch hat seine Quelle möglicherweise in einem alten orientalischen (hethitischen) Ritus, in dem das Unglück stellvertretend durch einen Affen in Richtung des Feindes geschickt wird. Affen gelten als Unglückstiere oder Verbündete des Teufels, doch Chalifas Geschichte ist nicht die einzige, in der Affen der Schlüssel zum Glück sind.
Im weiteren Verlauf der Geschichte begegnet Chalifa in seiner anhaltenden Glücksträhne dem Kalifen Harun ar-Raschid auf dessen Streifzügen durch das Volk, hält ihn für einen Trompeter (weil deine Nasenlöcher so gross sind und dein Mund so klein ist), lehrt ihn das Fischerhandwerk und fischt schliesslich die einer Intrige zum Opfer gefallene Lieblingssklavin des Kalifen aus dem Meer. Zuletzt wird der arme und immer etwas lächerliche Fischer an des Kalifen Seite ein geachteter und wohlhabender Mann - ohne jemals ganz zu verstehen, wie ihm da geschieht.
(© sirene Operntheater)

Press Quotes

"Kurt Schwertsik verfolgt ja schon lange seinen ihm sehr eigenen Weg und hat es darin zur Meisterschaft gebracht. So ist Chalifa und die Affen handwerklich sehr wirkungsvoll, differenziert und transparent instrumentiert und komponiert und wurde vom Orchester dementsprechend auch so gestaltet. Man wird musikalisch wie szenisch 'abgeholt' und in das Stück geführt ... Schwertsik stößt immer wieder einen größeren Opern-Ton an, was dem kurzen Stück überraschend gut liegt. Es wächst dadurch atmosphärisch und dramaturgisch an, ohne lange Zeitspannen in Anspruch zu nehmen. Es verweist vielmehr auf andere Dimensionen, ohne sie auszuspielen. Nach wenigen Minuten glaubt man sich in einem größeren Stück zu befinden. Auch zeigt sich Schwertsik sehr humorvoll im musikalisch gestalterischen Umgang mit dem Libretto. Dieses ist auch dramaturgisch hier sehr stimmig und wirkt wie ein Idealfall." (Andreas Karl, terz, 01.09.2011)

"Kurt Schwertsik hat dieses Stück textnahe in Musik gesetzt. Ein feiner impressionistischer Zug ließ elegische Meeresstimmung ahnen. Ariose, von der Violine zart begleitete Stellen erfüllten die Seele des Fischers – ein Werk von 'zeitloser' Tonsprache, mit leicht orientalischem Flair." (Dominik Troger, Oper in Wien, 26.08.2011)

"Schwertsik erzählt die Parabel vom auf dem Markt geprellten Fischer in abgezirkelten Kleinformen, und man erinnert sich, dass er einmal eine Schrumpfsymphonie komponiert hat. Hier kondensiert er Opernarien ins Liliput-Format – und schreibt eingängige Musik." (Wilhelm Sikovicz, Die Presse, 29.08.2011)

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