Trio for flute, oboe and violin
(1972-73)fl(=afl).ob-vln
Abbreviations (PDF)
Bote & Bock
Yuns Trio für Flöte (Altflöte), Oboe und Violine (1972/73) ist hervorgegangen aus den Konzertanten Figuren für kleines Orchester (1972). Dort folgen auf einen unruhig flirrenden Beginn relativ statische Klangflächen, die in langsamem Tempo artikuliert und sodann sukzessive beschleunigt und klangfarblich aufgehellt werden. In mehreren Entwicklungsschüben werden in sich fluktuierend bewegte Klangflächen in allen Orchestergruppen etabliert, im musikalischen Raum ausgebreitet und ausgedehnt. Durch massiven Einsatz der Blechbläser organisiert Yun sodann einen Prozeß der Dramatisierung. An der Peripetie dieses Prozesses, zu Beginn des letzten Drittels der Komposition, erklingt (unbegleitet) ein Trio aus Altflöte (dann: große Flöte), Oboe und Violine. Dieses Trio hat im Orchesterstück eine harmonisierende Funktion: Es entwickelt die Perspektive der Einheit vor einem katastrophischen Tutti-Ausbruch, der schließlich zur Ruhe der in höchsten Lagen ausklingenden Komposition zurückgeführt wird.
Das Trio des Orchesterstücks (T. 249-283) ist in das Trio für Flöte (Altflöte), Oboe und Violine unverändert eingegangen. Für das neue Werk kehrte Yun die dramaturgische Funktion dieser 36 Takte gleichwohl um. Die dem Orchesterstück entlehnte Musik fungiert in der Kammermusik als konzertant bewegter Mittelteil (T. 47-82). 1973 neu komponiert wurden Einleitung (T. 1-40), Überleitung (T. 41-46) und Schluß (T. 83-143).
Das Trio (1972/73) beginnt mit dem lang und intensiv gehaltenen "Hauptton" cis, den Yun heterophon aufspaltet und in einer ruhigen Entwicklung vom Klangband (T. 3-10: c2-cis2-d2) bis zur Klangfläche (T. 35-40: fis3-a3-e4) entfaltet. Eine kontrastierende Überleitung führt in die Tiefe. Im Mittelteil, der mit Trillerketten und weiten Intervallen der Altflöte anhebt, durchbricht Yun die zeremonielle Statik des Beginns, indem er die lang gezogenen Töne mit weit geschwungenen ornamentalen Figuren durchsetzt, wobei die vielfach aufwärts geführten Klanggesten fast immer auf bestimmte Kerntöne zielen. Im Schlußteil knüpft Yun, ausgehend von f3-fis3-g3, an den zeremoniellen Beginn an, den er durch intensivere Dynamisierung sowie kleine Ornamente steigernd modifiziert und schließlich durch freiere Figurationen konzertant auflockert und somit - den Gegensatz von Statik und Bewegung versöhnend - auf eine höhere Stufe hebt.
Walter-Wolfgang Sparrer (1998)
Roswitha Staege (flute), Burkhard Glaetzner (oboe), Uwe-Martin Haiberg (violin)
Internationale Isang Yun Gesellschaft IYG 001