Bote & Bock
Monolog ist für den Baß-Klarinettisten Harry Sparnaay geschrieben.
Die Gliederung der Komposition wird durch verschiedene lineare Eigenschaften geprägt: sprunghaft – beharrend – wellenhaft fließend.
Diesen verschiedenen Eigenschaften gemeinsam ist die spezifische "Redeweise" meiner Musik: Akzentenreichtum – ornamentale Verzierung – schneller Wechsel von Stimmung und Ausdruck.
Monolog knüpft an eine Stelle meines Klarinettenkonzerts von 1981 an und erweitert dort bereits verwendetes Material um neue Elemente.
Mit leisen Aufwärtsgesten - musikalisches Urbild des Vitalen, aber auch der Sehnsucht nach Freiheit - eröffnet Yun in polarer Entgegensetzung zwei weit auseinanderliegende Tonhöhenebenen (zunächst E - c1 ), die in der exponierenden Phase noch nach oben hin (bis zum c2) ausgeweitet werden. Von der Tiefe aus geht es dann um Versuche zur Vermittlung. Diese führen zu einem bewegten, melismenreichen, dabei in sich kräftig akzentuierten Klangfeld.
Zweiter Teil: Innehalten, von einer höheren Stufe aus verwandelte Wiederkehr des Beginns; allmähliches, aber entschiedenes Vor- und Aufwärts. Äußerste Konzentration der Kräfte in lang ausgehaltenen, in sich changierenden Einzeltönen, unterbrochen durch einen Aufschrei im zwei- bis vierfachen forte. In leiser Dynamik erscheint dieser später zur flehenden Gebärde verwandelt. Nach äußerstem Ausdruck bringt der Schluss den Rückzug ins Innere.
Der Monolog - Yun verstand das Stück als Selbstgespräch und Selbstbefragung - basiert auf dem durch erweiternde Einschübe zum eigenständigen Werk ausgearbeiteten Solopart aus dem langsamen Mittelteil des Konzerts für Klarinette und Orchester (1981). Die Fassung für Bassklarinette, die Harry Spaarnay am 9. April 1983 in Melbourne (Australien) uraufführte, arbeitete der Komponist später um zum Monolog für Fagott.
Walter-Wolfgang Sparrer (1987)