Bote & Bock
Zunehmend ist der ostasiatisch-strömende Klang bei Isang Yun vermittelt mit europäischem Bauen. Sein Intermezzo hat eine klare fünfteilige Formgliederung: Exponierend, mit dem ruhigen, artikulierten Gesang des Cellos im Vordergrund, erscheinen die beiden ersten Teile A1 und A2. Das Akkordeon bildet zunächst den Klangteppich für das Melodieinstrument, wirkt dann aber im bewegten Fließen (Teil B) als Partner wie Gegenspieler. Die Abläufe wie Charaktere von A und B werden komprimiert zum vierten Teil C. Der Epilog bringt dagegen den monologischen Rückzug ins Innere.
Für die eigenartige, zwar relativ fest umrissene, aber dennoch weiche Melodik Yuns sind charakteristisch Tonwiederholungen (Herzklopfen) sowie zweitönige intervallische Gesten, die aufwärts gewendet als Sehnsuchtstopoi erscheinen. Diese werden wiederholt und sequenziert, dabei gedehnt oder gestaucht und – vermittelt auch durch die Harmonik – zu deutlichen Phrasen verkettet.
Yuns Intermezzo entstand im April 1988 auf Anregung von Hugo Noth als der, auch einzeln aufführbare, langsame Mittelteil seines Quartetts für Flöte, Violine, Violoncello und Klavier.
Walter-Wolfgang Sparrer (1988)
Stefan Hussong, accordion / Julius Berger, cello
Wergo WER 6716 2