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Bote & Bock
Gong-Hu, chinesisch k’ung hu, ist der koreanische Name eines der ältesten Musikinstrumente, der Harfe. Diese war in Korea schon zur Zeit der "Drei Reiche", vor allen im Königtum Paekche (18 v. Chr. – 663), gebräuchlich. Als Instrument der Frauen erscheint sie in koreanischen Volkserzählungen als Ausdruck der Sehnsucht nach dem fernen Geliebten. Wie im Westen ranken sich auch in Ostasien Legenden um die heilende Wirkung des Harfenspiels. So heißt es bei Lü Bu We, die Harfe sei entstanden, "um die Kraft des Trüben herbeizurufen und die Lebewesen alle zu festigen".
Isang Yuns Kammerkonzert für Harfe und Streichorchester - die Streicher können auch als Streichquintett besetzt werden - ist Ende 1984 nach seiner 2. Symphonie entstanden und der Harfenistin Ursula Holliger "in Freundschaft" zugeeignet. (Zu Beginn jenes Jahres schrieb Yun auch ein Duo für Harfe und Violoncello.) Anders als Yuns Violinkonzert (1981) und die beiden Symphonien, Entwicklungsformen mit in sich abgeschlossenen Sätzen, bringt das Harfenkonzert drei ineinander übergehende Teile. Dabei sind die ersten beiden Abschnitte in sich zweiteilig (I: schnell, II: langsam - schneller), der dritte dreiteilig (langsam - schnell - langsam) angelegt.
Gong-Hu beginnt mit aufsteigenden Akkorden der Harfe - Ausdruck von Sehnsucht; und die Streicher greifen auf ihre Weise diesen fragenden Gestus auf. Aber beide, Harfe als "lyrisches Ich" und Streicher als "Außenwelt", bleiben in ihrer - sich zwar ergänzenden, aber nicht sich begegnenden, austauschenden - Klangwelt befangen. Dabei geht übrigens der Impuls zur Veränderung stets von den Streichern aus. In intensivierter Form wird dieser Prozess wiederholt.
Im "konzertierenden" ersten Abschnitt des mittleren Teils, der mit der Violine einsetzt, erscheinen die Streicher solistisch. Nach dieser ersten Annäherung folgt ein strömendes, aber auch erregtes "Duell" von Harfe und Streichorchester.
Um das Klangbild der "Kontrahenten" einander anzunähern, setzt der letzte Teil mit sordinierten Streichern ein. Im mittleren Abschnitt dominiert die Harfe in einer virtuosen Solokadenz. An Schluss bringt das Soloinstrument noch einmal die aufsteigenden Akkorde des Beginns - die Sehnsucht des Anfangs wird diesmal jedoch zu verhaltener Wehmut umgedeutet.
Walter-Wolfgang Sparrer
Rana Park, harp / Korean Chamber Ensemble / Piotr Borkowski
Naxos 8.557938