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Bote & Bock
Ingeborg Bachmanns Erzählung ‚Undine geht’ aus dem Jahr 1961 galt seinerzeit als ‚Einspruch’ gegen die traditionellen Undine-Erzählungen. Erstmalig hatte Undine eine eigene Stimme, wurde ihre Sicht auf die Liebe, auf die ‚Ordnung zwischen den Menschen’ ins Zentrum gestellt...
Genau 50 Jahre sind seither vergangen. Entsprechend ist meine Undine ebenso wie ‚Hans’ in die Jahre gekommen. Doch noch immer ist die Welt finster und ‚keine Lichtung’ in Sicht.
So hält Undine noch einmal Zwiesprache mit den Menschen, lässt ihre vor 50 Jahren beschworene Utopien Revue passieren, verstrickt sich dabei in Widersprüche, gibt sich nach wie vor kämpferisch und immer wieder auch ihrem eigenen Größenwahn hin... Und Hans, ist er in dieser Art Monodram nichts weiter als ihre Projektionsfläche?
Und wer oder was ist dieses Wesen mit dem geschlechtsneutralen Namen ‚Camille’ (nicht zu verwechseln mit Camilla, der Prostitutierten aus Max Frischs ‚Mein Name sei Gantenbein’)?
Eine Metamorphose der ‚alten Undine’ oder ihr ‚alter ego’? Ist es Zufall, dass auch die Hauptfigur in Donna Haraways Buch ‚Unruhig bleiben’ diesen Namen trägt, eine Symbiontin, eine Mischung aus Mensch und seltenem Falter?
An einer Stelle zitiert Camille eine kurze Textpassage von Björk: „The past is on loop. Turn it off.“ Doch können – und wollen! - Hans und Undine sie überhaupt hören? Wenn doch das Wasser immer weiter steigt?
Iris ter Schiphorst, 2021