Lo-Shu III

Das Stück wurde 1978 im Auftrag des Ensemble Intercontemporain des IRCAM, Paris geschrieben.


LOSHU bedeutet in der alten chinesischen Kultur so etwas wie ein magisches Quadrat, hat aber außerdem noch vielfältige Bedeutung.


Das dritte aus der Serie meiner LOSHU-Stücke ist gekennzeichnet durch eine Aufteilung in acht Sätze, deren jeder in sich wieder achtteilig ist. Alle Teile stehen in starkem Kontrast zueinander, sowohl in der Klein- wie in der Großform – die Ganzheit wird nicht durch symmetrische Anordnung, sondern durch Ausbalancierung gebildet. Sehr zarte und lyrische Elemente stehen neben sehr kräftigen, fast brutalen Farben: das zeigt sich schon bei der Auswahl des Instrumentariums. Eng mit dem Stück verwoben ist ein Text von Ezra Pound, welcher sich in zum Teil archaischen Bildern mit einem alten chinesischen Ritus beschäftigt, welcher die "Reinigung des Herzens" zum Ziel hat.


Aus dieser menschlichen Mitte heraus sind die sehr verschiedenartigen Ausdrucksformen entstanden; die dichterischen Worte erscheinen allerdings nicht in einer "Vertonung", sondern als fast unhörbare Marginalien, an den Rand der Klänge geschrieben: etwa indem Worte in ein Blasinstrument geflüstert werden oder indem geschrieene Silben zur Akzentuierung von Schlagzeugklängen dienen etc.


Charakteristisch für dieses Stück ist ferner eine Art von Heterophonie, welche sich ganz natürlich dadurch ergibt, daß verschieden große Gruppen von gleichartigen Instrumenten gleiche musikalische Phrasen in zeitlicher Verschiebung spielen; die texturale "Dichte" des Stückes ist so in ständiger Veränderung begriffen.