... PER SPECULUM ... Contemplation on I Corinthians 13:12
(... PER SPECULUM ... Reflexion über Korinther I, Kapitel 13, Vers 12) (2017)1.1.1.1-0.1.1.0-perc-str(4.3.2.2.1)
Abbreviations (PDF)
Sikorski
„’... per speculum ...’ nimmt Bezug auf die beiden Sätze des Verses 12 aus dem Ersten Korintherbrief, Kapitel 13:
Videmus nunc per speculum in aenigmate, tunc autem facie ad faciem.
Nunc cognosco ex parte, tunc autem cognoscam sicut et cognitus sum.
(Nun sehen wir durch einen Spiegel, rätselhaft, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Nun erkenne ich bloß bruchstückhaft, dann aber werde ich ganz erkennen, sowie auch ich ganz erkannt bin.)
Die Begriffe ‚Spiegel, rätselhaft, von Angesicht zu Angesicht, bruchstückhaft’ sowie der Zeiten-Kontrast zwischen dem geschilderten ‚Nun’ und dem vage imaginierten ‚Dann’ wirkten suggestiv auf mein Musik-Erfinden. Der erste Satz beginnt damit, dass das Saxophon eine kleine Melodie etabliert, die vom Orchester in Bruchstücke zerlegt und verzerrt wird. Das Umkreisen und neu Zusammensetzen einzelner Melodiepartikel bestimmt die Entwicklungen des ersten Satzes.
Im zweiten Satz (in dem vom Tenor- zum Sopransaxophon gewechselt wird) ist die Situation verwandelt. Sehr weit auseinandergefaltete Akkorde verschieben sich langsam und regelmäßig, darin sind Melodien der Bläser eingebettet, die oft in Pendel-Bewegungen und aufsteigende Linien münden. Die Musik wird beinahe unmerklich kontinuierlich schneller, lauter und dichter, bis eine Solo-Kadenz des Saxophons die Entwicklung abbricht und fragmentierte Stationen des bisherigen Verlaufs wiederkehren lässt. Ein sehr kurzer abschließender Teil – wie zu Beginn nun wieder mit dem Tenorsaxophon – transformiert die aufsteigenden Linien zu einer Musik, die sich gewissermaßen verliert.
Der Dirigent und Leiter des Kammerorchesters ‚InnStrumenti, Gerhard Sammer, hat sich maßgeblich für die Entstehung dieses Werkes eingesetzt. Ihm ist '... per speculum ...' gewidmet.“ (Gerald Resch)