cl.bn-hn-strings(1.1.1.1.1)
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Bote & Bock
Das Scharoun-Ensemble gab die Anregung zu dieser Komposition. Mich lockte es, die vom klassischen Stil bestimmte Oktett-Besetzung gleichsam in Stimmen zu denken, um so gerade polyphone Möglichkeiten in vielen Schattierungen auszuschöpfen.
Die drei Sätze – mit ihrem wechselnden Charakter – schließen sich besonders durch aufeinander bezogene architektonische Verhältnisse zum Ganzen. Aus Einstimmigkeit entwickelt der erste Satz ein vielfältiges Linienspiel; Vivo wird von sich ständig wandelnden, geschichteten rhythmischen Zellen bestimmt; Andante con moto – verdichteter Ausdruck. Geht den ersten beiden Sätzen je eine Intonation voraus, so ist dieselbe in den Schluß des zweiten Stückes verwoben. Die letzte der Sinfonien kann also unmittelbar mit ihrem zarten Gesang beginnen. Wir wissen nicht, warum Johann Sebastian Bach seine dreistimmigen Inventionen "Sinfonien" genannt hat, vielleicht, um besonders auf das Primat des Klanglichen hinzuweisen, dessen Hülle die polyphonen Elemente trotz ihrer starken Eigendynamik nie durchbrechen dürfen.
Hier schlägt sich die Brücke zu gegenwärtigem Komponieren. Auch für uns hat die Klangerscheinung das Primat, und doch suchen wir nach musikalischen Gesetzen, die – sich selbst tragend – dem Hörer innere Notwendigkeit vermitteln. So können sich in der Komposition eigentümlichste Spannungsfelder ergeben, die das Ohr verlocken, sich dem Klanggeschehen zu überlassen, zugleich die unterschwellige Ordnung erspürend.