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Bote & Bock
Als ich 2007 das Flötenkonzert Meridian um einen kurzen 5. Satz erweiterte, hatte die Idee der Komposition – bildhaft angedeutet in der Vorstellung eines Mittelpunktes, auf den sich alle musikalischen Entwicklungen beziehen – ihre für mich endgültige Form gefunden. Der zentrale Passionato-Satz wird von zwei solistischen Intermedien flankiert, diese wiederum von Außensätzen verschiedener Intention.
Der Titel Meridian für ein Werk konzertierenden Charakters mag ungewöhnlich erscheinen. Für mich ist er mit der kompositorischen Idee unmittelbar verbunden. Vielleicht können schon die ersten Takte des Werkes in ihrem Kontrast zwischen dem hereinflutenden Figurenspiel der solistischen Flöte zu den statischen Streicherakkorden etwas von der Spannung vermitteln, die von dem schon angedeuteten imaginären Mittelpunkt ausgeht.
Angedeutet sei die Architektur dieser Polarität:
Satz 1 Con moto : Entfaltung, Einfärbung und Entwicklung des Gestischen, bestimmend getragen von der solistischen Flöte.
Satz 5 Largo : Verdichtung motivisch gewonnener Elemente im tragenden Melos.
Satz 2 und 4 Zart fließende Achtel : Klangfarblich zarte solistische Intermezzi, einhaltend und vermittelnd zwischen Rückblick und Vorausnahme thematischer Konstellationen.
Satz 3 Passionato : Volle Spielerweiterung des Solistisch-Virtuosen über dem vielfach sich auffächernden Streicherklang. Kulmination des Werkes bis zur Bündelung der erregten Bewegung im Zentralton h.
Die Flöte, die ihre größte Farbigkeit in der Schattierung feinster Nuancen hat, wurde mir so zum Träger einer Musik, die darauf zielt, den angedeuteten meridianen Kräftestrom in der Unmittelbarkeit des Klanglichen aufzufangen.
Frank Michael Beyer, Januar 2008
„Meridian ist ein fünfsätziges Werk starker Kontraste; stürmische Bewegung und jenseitige Versunkenheit, Natur und Innerlichkeit schaffen ein Landschaftsbild in wechselnden Tönungen und Schraffuren. So viel der Klang auch bedeutet: Es sind immer Töne, die sprechen – und Frank Michael Beyer einer der letzten Komponisten, der es ohne offene Rückgriffe auf vergangene Stile versteht, sie zum Sprechen zu bringen.“ (Peter Uehling, Berliner Zeitung, 05.03.2008)
„Spannend ist, wie sich die vielfach geteilten Streicher mit der lieblichen und lebhaften Virtuosität der Flöte auseinandersetzen, sie einbetten in das Gewand ihrer Akkorde, Flageoletts, Pizzikati und Triller... Farben aus der Imagination des Himmelskreises.“ (Sybill Mahlke, Der Tagesspiegel, 05.03.2008)