cl-vib-cel
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Sikorski
„‘Crossing I‘ für Klarinette und Vibraphon/Celesta (zwei Spieler) entstand 1991 und wurde im gleichen Jahr in Baku uraufgeführt. Man könnte es als ein Stück über „verpasste Begegnungen“ bezeichnen; denn „Crossing“ meint hier das Nicht-Zustan-dekommen oder die Unmöglichkeit von Begegnung. ‚Hier gibt es kein Solo und keine Begleitung‘, sagt die Komponistin, ‚sondern zwei selbständige Meinungen, die nie-mals übereinstimmen und nicht ins Gespräch kommen können.‘ Entsprechend haben beide Spieler ihr eigenes musikalisches Material; darüber hinaus wird die Unfähigkeit, eine gemeinsame Sprache zu finden, auch szenisch veranschaulicht: Der Pianist (Vibraphon, Celesta) hat seinen festen Platz auf der Bühne und stellt sich mit einem Vibraphon-Solo vor. Der Klarinettist nähert sich, hört ein wenig zu, präsentiert sich dann selbst und verschwindet mit erregten Figurationen – ‚verärgert‘, wie Frangis Ali-Sade sagt. Es folgt der Mittelteil, ein Solo der Celesta, das den Klarinettisten wieder anlockt, doch er geht zum zweiten Mal fort, die letzten Phrasen hinter der Bühne spielend. Der erste Spieler (Vibraphon-Solo) bleibt allein zurück.
(Dorothea Redepenning)