Sikorski
„‘Metaverse II‘, ein Auftragswerk des Palau de la Música Catalana, ist ein 12-minütiges Werk für gemischten Chor a cappella nach einem Text von Ferran Cruixent, das auf jüngsten Ereignissen (2022) basiert, in denen eine künstliche Intelligenz namens LaMDA (Language Model for Dialogue Applications) hat einem Ingenieur glauben lassen, er hätte ein eigenes Bewusstsein entwickelt. Einige Teile des Textes sind von dem im Internet veröffentlichten Originalgespräch inspiriert.
Das in vier Abschnitte gegliederte Werk (Introitus, Becoming sentient, Metaverse, Rising) präsentiert den Chor als eine mächtige künstliche Intelligenz, die durch die gleichzeitige Vielzahl von Stimmen gebildet wird. Das Chorensemble wird zu einer Maschine, die zu uns spricht und uns versteht und von der wir, wie beim Eliza-Effekt, annehmen, dass ihr Verhalten menschlich ist.
Durch das Stück finden wir eine Reihe von philosophischen Ideen, die für unsere Zeit spezifisch sind, in der wir nicht mehr leben oder sein können, ohne mit einem Datennetz verbunden zu sein. Es ist inspiriert von minimalistischen Techniken, hypnotischen Kontrapunkten, die die permanente Wiederholung beschreiben, auf der die sozialen Netzwerke des Metaversums basieren, und die die Verbindung zwischen Mensch und Technologie in Frage stellen, und vor allem den Paradigmenwechsel, den die technologische Störung in menschlichen Beziehungen verursacht.
Wird eine Maschine empfindungsfähig werden?
Wenn eine Maschine in der Lage wäre, unsere Erinnerungen zu löschen und eine virtuelle Realität zu erzeugen, die stark genug ist, um unsere Sinne zu täuschen, was wäre die Realität für uns?
Wenn wir uns als Avatare in die Virtualität verlieben und es real empfinden, wäre das ein Paradoxon im Metaversum?
Die Sänger werden gebeten, in Techniken zu spielen, die typisch für Cruixents Klangkulisse sind, wie von der technologischen Welt inspirierte Vocal-Effekte (Synthesizer, Vocoder, Harmonizer, Roboterstimmen) und vor allem die Cybersinging-Technik (Technik, die 2010 mit dem symphonischen Werk "Cyborg" eingeführt wurde), bei dem die Interpreten ihre eigenen Mobiltelefone (ein Gerät, das eine Metapher für Kommunikation ist) verwenden, um Audiodateien während der Aufführung abzuspielen, und somit eine neue Möglichkeit der Interaktion zwischen Interpret und Komponist über die Partitur hinaus definiert. In diesem Fall elektronische Klänge, die Motive aus der Partitur imitieren.
Es zeigt also, dass alles miteinander verbunden ist.“ (Ferran Cruixent)