3(III=picc).2.2.2.dbn–4.3.3.0–timp-strings
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Bote & Bock
„Musik mit Brahms“ ist der Untertitel von Detlev Glanerts Weites Land – und das trifft in mehrfacher Hinsicht zu. Sofort erkennbare Ausgangspunkte sind die ersten vier Takte der 4. Sinfonie von Brahms mit ihrem charakteristischen Wechsel von fallender Terz und aufsteigender Sexte. Beide Intervalle werden immer wieder in die Textur eingewoben, bis hin zum überraschenden Schluss. Doch Glanert übermalt Brahms in seinem freien kompositorischen Weiterdenken nicht, sondern nimmt allenfalls vage dessen Haltungen und Gesten an, etwa ein nie überreiztes lyrisches Schwelgen oder trotzig-kraftvolle Ausbrüche. Und nicht zuletzt eine genaue motivische Arbeit, an der Brahms seine Freude gehabt hätte.
Ein weiterer Bezugspunkt zu Brahms liegt im Titel: „Es ist viel Norddeutschland darin, der Brahmsische Geruch von Marschland und großen Himmeln“, sagt Glanert, der wie Brahms in Hamburg geboren wurde, über sein 2014 uraufgeführtes Stück. Das „Weite Land“ ist der Resonanzraum einer Musik, die ihre Flügel nicht ohne Melancholie ausspannt.
Kerstin Schüssler-Bach
Helsinki Philharmonic Orchestra / Olari Elts
Ondine ODE 1263-2