Leyla und Medjnun
(Layla and Majnun) op. 16a - Passacaglia (1988)afl(=picc).1(=corA).1(=bcl).1(=dbn)-1.0.0.0-perc(1):BD/cym/3tam-t(sm,med,lg)/glsp/crot/gong(D,Eb)-harp-pft-strings(1.1.1.1.1)
Abbreviations (PDF)
Bote & Bock
Die Passacaglia op. 16a ist der Oper Leyla und Medjnun, die durch das Ensemble für Neue Musik München unter Roger Epple 1988 uraufgeführt wurde, entnommen, und für die Bedingungen eines selbständigen Konzertstückes bearbeitet. Gegen Ende der Oper wird pantomimisch der zerstörerische Krieg dargestellt, den die Liebe zwischen Leyla und Medjnun ausgelöst hat: er liebt die Liebe an sich und wird zum wahnsinnigen Dichter, sie liebt ihn als Person. Doch beide können zueinander nicht kommen, die Katastrophe nimmt ihren Lauf. In der märchenartigen Atmosphäre des türkischen Mythos wird die gegenseitige Vernichtung von Mensch und Tier dargestellt, nur die Liebenden bleiben allein in der Welt zurück und auch sie werden sterben.
Der Passacaglia liegt ein zwölftöniges Motiv zugrunde, auf dem sich 12 Variationen aufbauen (gleichzeitig kann man auch kurz angedeutet Motive aller bisherigen Opernszenen rückwärts hören), diese Variationen sind streng konstruiert und abgezirkelt, so daß der Krieg hier als Ritus, als unausweichlicher Vollzug erscheint. Die Passacaglia ist von Anfang an als selbständiger Teil geplant worden, nur einzelne Motive weisen in der oben erwähnten Art auf die Verknüpfung zur Oper hin, sind aber für das Verständnis nicht weiter wichtig. Jede Variation steht für eine Szene der Oper, das ganze Stück enthält den dramaturgischen Gesamtaufbau en miniature, besteht also aus Rückblick und Ausblick; der Schnittpunkt mit der "wirklichen" Handlung der Oper (also der Berührungspunkt zwischen Bühne und absolutem Musikstück, wenn man so will) ist gleichzeitig der Höhepunkt: ein Aufschrei des ganzen Orchesters, nach dem die Entwicklung stehenbleibt, und nachdem sich das Gefüge der Passacaglia allmächlich auflöst.
Thomas Tangler