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Scoring

3(I,III=picc,II=picc,afl).2(II=corA).2(II=bcl).2(II=dbn)-3.2.2.1-timp.perc(3):I=vib/5tom-t/SD/vibraslap/2tgl/sandpaper; II=xyl/sm tam-t/3chin.cym/5susp.cym/BD/tamb/5tuned gongs/3crot; III=marimba/crot(2octaves)/wdbl/tpl.bl/chin.cym/lg tam-t/cowbell/whip-harp-cel-pft-strings(12.10.8.6.5)

Abbreviations (PDF)

Publisher

Bote & Bock

Territory
This work is available from Boosey & Hawkes in der ganzen Welt.

Availability

Uraufführung
15/04/2005
Barbican Hall, London
Brett Dean, viola / BBC Symphony Orchestra / Rumon Gamba
Composer's Notes

Das Bratschenkonzert wurde gemeinsam vom BBC Symphony Orchestra, dem Los Angeles Philharmonic Orchestra, dem Sydney Symphony Orchestra und Symphony Australia in Auftrag gegeben.

Ich habe schon oft darüber nachgedacht, woher die eigenartige Melancholie in Kompositionen für Bratsche kommt, die immer mit einem eifrigen, hartnäckigen Trotz oder sogar einer gewissen Schroffheit einhergeht. Wenn wir Bratschisten mit einem gewissen Neid auf die freudige Unbekümmertheit des Finales von Tschaikowskis Violinkonzert, den hochdramatischen Eintritt der Violine im Brahmsschen Konzert oder die schiere Breitwandpracht der Cellokonzerte von Dvorak oder Elgar schauen, so haben wir doch unsere eigene, unverwechselbare Stimme, die vielsagend und berührend ist.

Da Bratschisten keine solchen Meisterwerke aus der Klassik und Romantik beschieden sind, neigen sie dazu, die Musik des 20. und 21. Jahrhunderts leidenschaftlicher anzunehmen als unsere Violin- und Cellokollegen.

Hier gibt es zweifellos auch im Repertoire für Solo-Bratsche freudige und positive, energiegeladene Momente. Sowohl im Schlußsatz von Bartóks Konzert als auch in dem von Hindemiths Schwanendreher bekommt die Bratsche eine von der Volksmusik inspirierte Stimme einzigartiger Frische und Überschwenglichkeit. Wenn es allerdings darum geht, das Wesensmerkmal im Charakter der Bratsche aufzuspüren, sind diese Werke vermutlich eher die Ausnahme als die Regel.

Die Möglichkeit, die Form des Bratschenkonzerts nun sowohl als Komponist als auch als Solist anzugehen, stellt daher ein Privileg und eine einzigartige Herausforderung dar. Vor allem aber gab sie den Anstoß zu einer Fülle von Gedanken über meine eigene Beziehung zu diesem seltsam schönen, auf gewisse Weise rätselhaften Instrument an, das ich mir ausgesucht habe. Ein Konzert für sich selbst zu schreiben, hat auch etwas so Konkretes, Direktes, daß es Gedanken über die Prozesse der Musik selbst anregte, abseits von jeder Art äußerer programmatischer Einflüsse oder Geschichten, von denen so viele meiner anderen Stücke durchdrungen sind.

Deshalb lautet der Titel des Werkes einfach: Bratschenkonzert.

Es ist mehr Zufall als Absicht, daß das Stück in der traditionellen dreisätzigen Konzertform angelegt ist. Als zwei umfangreiche Sätze, der zweite und der dritte, fertig waren, hatte ich das Gefühl, das Werk brauche noch eine Art „Einstieg“. Daher beginnt es mit „Fragment“, einen kurzen Besuch in einer feinsinnigen Klangwelt, in der einige der Hauptmotive und Klangfarben des Werks im Orchester eingeführt werden, die schließlich eine Reaktion des Solisten in Gestalt einer hohen, schwebenden Kantilene hervorlocken.

„Fragment“ jedoch dient lediglich als kurzzeitiger Satellit der Ruhe, bevor sich das Orchester in den längeren zweiten Satz, „Pursuit“ stürzt. Wie die Bezeichnung schon andeutet, handelt es sich um eine unruhige Fahrt für alle Beteiligten, wobei die Solo-Bratsche als bedrängte, einsame Figur im Kampf gegen die latente Bedrohung des Orchesters erscheint, das nur zu begierig ist, hereinzubrechen und mitzureden, sobald eine Gelegenheit kommt. In der Mitte schafft eine Solokadenz von Flageoletts und hohen Sehnsuchtsklängen, die von Vogelrufen inspiriert sind, einen flüchtigen Moment des Aufschubs, bevor die Jagd wieder aufgenommen wird.

Es ist Musik von zerrissener Virtuosität, voller rhythmischer Ecken und Kanten, die Art von Kreuzung, die vielleicht entstanden wäre, wenn Paul Hindemith in einer Band mit Tom Waits gespielt hätte...

Den Abschluß bildet „Veiled and Mysterious“, eine ausgedehnte Elegie, in der die Bratsche ein Klagelied singt, das sich über der eisigen Klangfülle von Solo-Celli und mit dem Bogen gestrichenen Schlaginstrumenten entfaltet. Nach einer Passage plötzlicher Stille und leiser Fragezeichen in der Solostimme entwickelt sich die Linie der Bratsche wieder intensiv, bis sie schließlich das Orchester erneut aufrüttelt. Es übernimmt die Initiative von der Bratsche und geht in einem großangelegten Tuttiabschnitt auf, in dem Äußerungen aus dem ganzen Stück in einen Schmelztiegel geworfen werden und der abwechselnd grell und lyrisch ist. Aus den Überbleibseln dieses Materials taucht die einsame Figur der Solobratsche wieder auf, in einer Atmosphäre von Versöhnung und Verträumtheit. Begleitet von den gesponnenen Linien von Oboe und Englischhorn, führt uns die Bratsche, endlich nicht mehr bedrängt und verfolgt, zu einem etwas zweideutigen Schluß, in der die vogelartigen Obertöne des mittleren Satzes wieder auftauchen.

© Brett Dean, 2005

Abdruckrechte
Dieser Werkkommentar kann in Programmheften unter Nachweis des Autors kostenlos abgedruckt werden.

Press Quotes

„Brett Dean ist ein Bratscher der Spitzenklasse und ebenso ein äußerst gewandter Komponist. Sein Bratschenkonzert ist eine bedeutende Angelegenheit, elegant proportioniert und voller farbiger musikalischer Erfindungskraft.“ (Andrew Clements, The Guardian, 21.04.2005)

„Dean zeigte, daß die Bratsche nicht nur das schwermütig, introvertierte Instrument ist, für das man sie immer hält. Sie kann in stampfende, aggressive Bewegung geraten, sie kann sich in kaum weniger schwindelnde Höhen als eine Geige erheben, sie kann fremdartige Klänge heraufbeschwören. Und welch einfallsreichen Hörsinn Dean besitzt!“ (Ivan Hewett, Daily Telegraph, 18.04.2005)

„Die heimsuchenden und lähmenden Klänge sind ganz die seinen, und helle Farben scheinen eine starke Verbindung zur Landschaft seiner Heimat zu zeigen. In der Tat erinnert der friedliche Schluß, in den die zuvor hektische Solobratsche geläutert eingeht, an ein Wiegenlied, mit dem die Erde sich selbst in Schlaf zu singen scheint.“ (John Allison, The Times, 19.04.2005)

Recommended Recording
cd_cover

Brett Dean / Sydney Symphony / Simone Young
SSO 200702 / BIS-CD-1696

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