2(I,II=afl,II=picc).2(II=corA).2(I,II=bcl).2-2.2.btrbn.0-timp(=tamb/chin.cym/tpl.bl/BD).perc(1):vib/tom-t/tgl/wdbl/SD/talking dr/BD/susp.cym/chin.cym/tam-t/maracas/whip/glsp/crot-harp-strings(min.10.8.6.4.2; 3vlnII also play water gongs and susp.cym; 2vlnII also play bowed crot)
Abbreviations (PDF)
Bote & Bock
Shadow Music wurde vom Symphony Australia für Markus Stenz und das Melbourne Symphony Orchestra in Auftrag gegeben, für Aufführungen sowohl in Melbourne als auch auf einer regionalen Tournee durch Victoria. Die Premiere beim Metropolis Festival 2002 stellt durch meine Ernennung zum "Artist in Residence" eine neue Stufe innerhalb meiner langandauernden Verbindung zum MSO dar.
Das Werk es ist für ein Orchester quasi klassischer Größenordnung angelegt - entsprechend dem, das in der der späten Klassik zu Zeiten der Symphonien Beethovens und Schuberts gebräuchlich war. In einer Zeit beinahe grenzenloser Möglichkeiten des Klangs, der Farbgebung und der Instrumentation ist es für einen Komponisten eine interessante Herausforderung, sich nach den Beschränkungen eines kleinen Orchesters richten zu müssen, wie sie in diesem Fall durch die Logistik einer Tournee vorgegeben waren. Diese Beschränkungen habe ich bis zu einem gewissen Grad ausgeglichen, indem einige Streicher im zweiten Satz auch Schlaginstrumente spielen, insbesondere Wassergongs.
Shadow Music hat drei Sätze: ein kurzes Vorspiel mit Motiven aus kurzen, abrupt wiederholten Tönen, die eine Atmosphäre potenzieller Dramatik schaffen; einen langsamen und gleichsam geheimnisvollen Mittelsatz mit dem Titel Forgotten Garden, in dem Erinnerung mit nervöser Angst einhergeht; und schließlich Voices and Shadows, eine Passacaglia auf der Grundlage von Harmonien aus dem allerersten Vorspiel, die mit gedämpften, fernen Klängen beginnt, sich dann aber zu einem virtuosen Orchesterstück voller Energie entwickelt.
Hier, wie bei Titeln anderer meiner Werke (zum Beispiel erst kürzlich im Orchesterstück Dispersal), wurde der Entstehungsprozess der Musik von den unterschiedlichen Bedeutungen einzelner Worte, wie sie in verschiedenen Wörterbüchern zu finden sind, und den Kontexten, in denen man sie jeweils verwenden kann, inspiriert. Im Falle von Shadow Music kann man diesen Prozess als klangliche Interpretation und Realisierung unterschiedlicher Vorstellungen und Bedeutungen des Wortes "shadow" auffassen, allerdings nicht im Sinne einer bewussten Beschreibung oder Programmatik. Einige Beispiele, als Anhaltspunkte beim Hören:
"An area of shade, dark shape or partial darkness" [ein schattiger oder abgedunkelter Bereich, ein dunkler Umriss] könnte sich auf die Art und Weise beziehen, in der die abrupt wiederholten Akkorde der Eingangstakte "Schatten" in Gestalt ausgehaltener Streicherklänge werfen;
"Only the shadow of his former self" [nur der Schatten seines früheren Ich] beschreibt für mich ziemlich genau die beiden Altflöten am Schluss des zweiten Satzes, als bloße Echos des vorausgehenden majestätischen Trompetensolos, das seinerseits wie eine Erinnerung an die frühere Pracht eines vergessenen Paradieses wirkt;
"Indistinct, suspect" [undeutlich, ominös]: die verschwommenen Umrisse verschiedener Harmonien durch Schlage- und Kratztechniken der Streicher in der unklaren, wie ‘entfernten’ Eröffnung des Schlusssatzes;
"To watch secretively, follow closely, observe another’s movements" [heimlich beobachten, den Schritten eines anderen folgen – beschatten] ist eine ideale Beschreibung der schnell vorbeihuschenden Streicherpassagen in der Mitte des letzten Satzes, wobei die Bratschen und später die Solostreicher in diesem Fall die Tutti-Violinen "beschatten".
© Brett Dean, 2002
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"Brett Deans Shadow Music war allemal die Reise wert. Eine orchestrale Klanglandschaft in drei Sätzen, die zeigt, daß der 1961 geborene Dean sich seiner Tonsprache immer sicherer ist. An ihr ist kein erkennbar australischer Einschlag (Dean stammt aus Queensland), doch beweist die Balance von Form und Gehalt, daß 15 Jahre als Bratscher bei den Berliner Philharmonikern keine verschenkte Zeit waren. Der Titel evoziert eine unbestimmte, oft düstere Atmosphäre, die von der Musik dann reichhaltig ausgeschmückt wird. Im Prelude werfen polternde Staccati lange, schattige Linien aus, die in einem abrupten Crescendo verschmelzen. In Forgotten Garden herrscht ein dichtes Gewaber aus Klang, voller Motive, die abklingen und sich selbst erneuern. Voices and Shadows beginnt mit den atmosphärischen Klängen gestrichener Zimbeln, bevor der Satz Posaune und Kontrafagott in die innersten Regionen des Orchesters folgt. Dean versteht es, das Ohr zu leiten, wenn auch die Richtung nicht immer offen zutage liegt. Diese europäische Erstaufführung war der Anlaß für Yan Pascal Torteliers erstes Engagement beim BBC Symphony Orchestra, und ein sehr erfolgreicher obendrein." (Andrew Clarke, Financial Times, 09.07.2003)
Tasmanian Symphony Orchestra / Sebastian Lang-Lessing
ABC 476 3219