Bote & Bock
Meine Reihe von "Hommage-Etüden" für Klavier solo begann ich 2009, um Aspekte des Komponierens für Tasteninstrumente im Laufe der Jahrhunderte zu erforschen. Als Ausgangspunkt für jede wählte ich jeweils ein Klavierwerk eines anderen Komponisten aus.
So sind Hommagen an einzelne Stile, Epochen und Herangehensweisen an das Schreiben für Klavier entstanden. Gleichzeitig sind es nicht nur Etüden für die Ausführenden, sondern auch für mich als Komponist, konnte ich doch Verschiedenes ausprobieren, indem ich die Historie der Klaviertechnik und ihrer Entwicklung von Bach bis Kurtág (bis jetzt!) studieren konnte.
Meine jüngste Ergänzung zu dieser Sammlung ist Faustian Pact, eine Hommage an den umtriebigsten aller Pianisten-Komponisten, Franz Liszt.
Ich verfüge nicht über die pianistischen Fähigkeiten, seine außergewöhnlichen Klavierstücke selbst zu spielen und so kennenzulernen. Liszt ist deshalb für mich zu lange eine Art Rätsel geblieben. In meinen Jahren als Orchestermusiker beschränkten sich meine Begegnungen mit seiner Musik weitgehend auf die übermächtigen Klassiker wie seine Klavierkonzerte und Les Préludes. (Die Faust-Sinfonie hat jedoch meine Aufmerksamkeit geweckt!)
Zuletzt habe ich Werke wie beispielsweise die Études d'exécution transcendante studiert. Und den wunderbaren Widmungsträger und Initiator meines neuen Werks, Benjamin Grosvenor, bei der Aufführung von Liszts außergewöhnlicher h-Moll-Sonate zu hören, war eine augen-, ohren- und geistöffnende Erfahrung.
Mein Faustian Pact ist eine Hommage an diesen unfassbar erfinderischen Geist in einer kurzen musikalischen Auseinandersetzung, die Liszts harmonische Eigenheiten und Originalität sowie sein gewagt phosphoreszierendes Klavierspiel und überraschende Momente mystischer Reflexion streifr.
Brett Dean, 2024
>> Siehe auch unter Brett Dean: The Homage Etudes