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Scoring

3(III=picc).3(III=corA).3(III=bcl).3(III=dbn)-6.4.3.1-timp.perc(3)-2hp-strings

Abbreviations (PDF)

Publisher

Sikorski

Uraufführung
23/10/1951
Kiev
Ukraine State Orchestra / Nathan Rakhlin
Programme Note

Der ukrainische Komponist Boris Ljatoschinski (1894 – 1968) hatte bei Reinhold Glière in Kiew Komposition studiert so wie sein Altersgenosse Sergej Prokofjew, der ja ebenfalls in der Ukraine geboren wurde. Ljatoschinskis frühe Werke waren noch stark von der Romantik beeinflusst, beispielsweise von Alexander Borodin und Peter I. Tschaikowsky. Danach trat die Musik von Alexander Skrjabin in seinen Fokus, und sein Stil wurde avantgardistischer. Ljatoschinski schrieb insgesamt fünf Sinfonien. Schon 1917 begann er mit der Arbeit an seiner 1. Sinfonie op. 2, deren ersten Satz er noch vor der Vollendung des Werkes als „Lyrisches Poem“ zur Uraufführung brachte. Die 2. Sinfonie op. 26 stammt aus den Jahren 1935/36, einer Zeit, in der der Komponist bereits in der Kritik der sowjetischen Kulturideologen stand. Er hatte sich einen Ruf als Schöpfer pessimistischer, morbider Werke geschaffen, und man warf ihm vor, dass seine 2. Sinfonie zu modern sei und „ein chaotisches, düsteres Bild vom sowjetischen Leben“ zeichne.

Ljatoschinski entfernte sich daraufhin wieder von seiner avantgardistischen musikalischen Sprache und fand in den Jahren des Zweiten Weltkriegs zu einem Stil, „der Melodik in romantischer, liedhafter Färbung einer polyphonen Verarbeitung unterzog und dabei dunkle Klangpaletten bevorzugte, was atonale Passagen keineswegs ausschloss.“ (Volker Tarnow in einer Sendung über Boris Ljatoschinski im Deutschlandfunk, 2022).

In dieser Haltung machte er sich nach dem Krieg an die Komposition seiner 3. Sinfonie, die historisch und stilistisch bie heute eine zentrale Rolle in der Musikgeschichte des Landes spielen sollte. Das ebenso düster wie dramatisch anmutende Werk, das in seiner Urfassung noch den Untertitel „Der Friede wird den Krieg besiegen“ tragen sollte, entstand noch zu Lebzeiten Stalins und kam am 23. Oktober 1951 mit dem Orchester der Kiewer Philharmonie unter der Leitung von Natan Rakhlin im Rahmen eines Konzerts des Ukrainischen Komponistenverbands zur Uraufführung. Sogleich zog der Komponist wegen angeblicher Volksfeindlichkeit seiner Musik erneut die Kritik sowjetischer Kulturideologen auf sich. Dies vor allem deshalb, weil seine Sinfonie eine Botschaft transportierte, die nicht im Sinne der Machthaber war. Dem Komponisten wurde wörtlich vorgeworfen, das Kriegsthema „nicht als sowjetischer Friedensstifter, sondern als bürgerlicher Pazifist" interpretiert zu haben. Zumal fehle es in seinem Werk an triumphalen Ausbrüchen und einem positiv ausgerichteten Finale. Zu seinen Eindrücken notierte der bei der Uraufführung anwesende Komponist Anatoliy Kos-Anatolsky in seinen Memoiren: „Dieses Werk machte in seiner Erstfassung einen tiefen, aber leicht düsteren Eindruck auf mich, und ich stellte mir den Autor als zurückgezogenen, strengen und düsteren Menschen vor.“

Boris Ljatoschinski fühlte sich schließlich genötigt, den Finalsatz seiner 3. Sinfonie umzuarbeiten. In dieser Neufassung wurde sie vier Jahre später 1955 in Leningrad unter der Leitung von Jewgeni Mrawinski uraufgeführt. Hier waren die Reaktionen des Publikums euphorisch. Es soll für den Komponisten sogar Standing Ovations gegeben haben. Der Erfolg des Werkes war gewiss auch dadurch begründet, dass darin Motive der ukrainischen Nationalmusik geschickt verarbeitet wurden. Viele Hauptthemen beziehen sich auf folkloristische Quellen, sind aber nicht wirklich Zitate, sondern adaptierte, vom Komponisten vielfach veränderte Themen. Man könnte sie als eine Art Reflexionen des Komponisten auf die Musik seiner Heimat bezeichnen.

Die 3. Sinfonie h-Moll ist die einzige viersätzige Sinfonie im Schaffen Ljatoschinskis, alle anderen Werke dieser Gattung sind bei ihm dreisätzig. Der Musikologe Mikola Gordiychuk bezeichnete das Werk einmal sehr treffend als „symphonisches Drama“.
(Helmut Peters)

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