Sansone
(1680)S,A,T,2Bar,B; mixed chorus;
continuo-strings
Abbreviations (PDF)
Bote & Bock
Obgleich Benedetto Ferrari in seiner Zeit für außerordentliche Leistungen in vier verschiedenen, doch verwandten Bereichen – als Theorbist, Komponist, Librettist und Operndirektor – internationalen Ruhm errang, blieb sein Name bis vor kurzem nur den Geschichtsbüchern überlassen: als der Mann, der die Oper nach Venedig brachte und dabei auch die erste „öffentliche" Oper schuf. Die Veröffentlichung einer Faksimileausgabe (1985) mit den drei erhaltenen Büchern seiner Sololieder und einem Duett vermittelte uns eine Vorstellung von Ferraris ausgezeichneten lyrischen Gaben, änderte jedoch nichts an unserer Unkenntnis seines dramatisches Stils, da alle seine Opern verloren sind. Die Entdeckung, dass er den Text und vielleicht sogar die Musik des berühmten Schlussduetts von Monteverdis Poppea schrieb, brachte Alan Curtis auf die Spur einer weiteren Entdeckung, nämlich die eines faszinierenden dramatischen Oratoriums, das sich in einem Manuskript in Modena erhalten hat – Ferraris Schwanengesang. Nicht nur lässt er darin den Kontrast zwischen der verführerischen, koketten, schmollenden, hartnäckigen Delila und dem heldenhaften, würdevollen, doch auf verhängnisvolle Weise schwachen Samson lebendig werden, sondern er gibt sogar zwei allegorischen Figuren, Vernunft und Sinnlichkeit, in ihrem Kampf um die Zuwendung des Helden einen menschlichen Charakter. Die „Schlafarie", voller übermäßiger Sexten und anderer chromatischer Ermüdungsklänge, mithilfe derer die Sinnlichkeit Samson überzeugt, seinen Bedürfnissen nachzugeben, übertrifft in ihrer verführerischen Sinnlichkeit sogar noch die berühmte „Schlafszene" in Monteverdis L’incoronazione di Poppea.
Invernizzi / Cecchi / Balconi / Fagotto / Dordolo / Zanasi / Lepore / Il Complesso Barocco / Alan Curtis
Virgin Veritas (2000)