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Sikorski

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Programme Note

„Zwischen 1991 und 1994, dem Jahr, in dem eine rechtsseitige Lähmung seiner kompositorischen Tätigkeit ein vorzeitiges, tragisches Ende setzte, entwickelt Alfred Schnittke eine unvorstellbare Produktivität. Es entsteht ein gigantisches Spätwerk bestehend aus 26 Kompositionen, darunter drei Opern, drei Sinfonien und acht Orchesterwerke. Innerhalb dieses Schaffensrausches schrieb Schnittke sein letztes Concerto grosso, das er der Familie seines Freundes und Weggefährten Gennadi Roschdestwenski zueignete. Dessen Sohn Alexander war inzwischen zu einem hervorragenden Geiger herangewachsen, so dass er zusammen mit seiner Mutter, der Konzertpianistin Viktoria Postnikowa, die Concertino-Gruppe in Schnittkes Komposition bilden konnte. In dieser Besetzung kam es am 11. Januar 1994 in Moskau mit der Moskauer Staatsphilharmonie unter der Leitung von Gennadi Roschdestwenski zur Uraufführung von Schnittkes sechstem Concerto grosso.
Satz 1 ist für Klavier und Streichorchester, Satz 2 für Klavier und Violine und Satz 3 für Klavier, Violine und Streichorchester geschrieben. Roschdestwenski betrachtet das Werk als Klaviertrio, bei dem die Cellostimme vom Orchester dargestellt wird. Im Vergleich zu den anderen Concerti grossi Schnittkes enthält das sechste am wenigsten Assoziationen zum barocken Vorbild. Typisch für Schnittkes Spätwerk ist die sparsame Instrumentation und die schwer fassbare musikalische Sprache, ohne Botschaft, weder lyrisch noch aggressiv. Auffällig ist lediglich, dass große Teile des thematischen Materials motivisch fast unmerklich von Schostakowitschs Signatur D-S-C-H abgeleitet sind, aber auch von A-E-D für Alexander (Roschdestwenski) und C-A-Es, den musikalisch verwertbaren Buchstaben des Namens Victoria Postnikova. Die Musik ist nicht auftrumpfend, sondern lebt von Atmosphäre, Ausdruck und struktureller Raffinesse.
Der 1. Satz beginnt mit einer siebentaktigen Einleitung des Klaviers, die das Grundmaterial des gesamten Werkes in sich enthält: ein Tritonus-Akkord, ein einzelnes tiefes g, ein Clusterakkord. Nach einer kurzen Überleitung beginnt ein Allegro, bei dem das Klavier der Hauptakteur ist. Zusammen mit dem Streichorchester trägt es die beiden Hauptthemen in einem unglaublich dichten und konsequent durchgearbeiteten kontrapunktischen Satz vor. Eine kurze Kadenz des Solisten und ungestüm-fordernde Clusterakkorde im Klavier beschließen ein Meisterwerk moderner kontrapunktischer Satzkunst.
Im 2. Satz, einem kurzen Adagio, ist das Orchester nicht beteiligt. Die Themen sind die des ersten Satzes, wenngleich durch langsames Tempo und veränderte Notenwerte verschleiert. Ein expressiver Dialog zwischen Klavier und Violine, geprägt von intensiver Chromatik, dodekaphonen Komplexen und weit ausholenden Gesten.
Der 3. Satz, der im ¾-Takt alle Mitwirkenden miteinander vereint, beginnt mit einer Perpetuum-mobile-Figur, die auf dem Tritonus- und dem Clusterakkord der Einleitung des 1. Satzes beruht. Ein ruhiger Mittelteil unterbricht die motorische Entwicklung kurzzeitig, bis die Sechzehntel-Figuren des Satzanfangs zurückkehren. Mitten in den vermeintlichen Aufschwung zu einem Fortissimo-Finale jedoch schiebt sich erneut die Andante-Einleitung. Ein jäher Cluster-Akkord, vorbereitet von der Solovioline, setzt einen harten Schlusspunkt.“ (Hans-Ulrich Duffek)

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