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Scoring

0.0.0.0-0.0.0.0-4church bells-cel(=pft,hpd)-str(4.4.3.2.1)

Abbreviations (PDF)

Publisher

Sikorski

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Programme Note

„Im Jahre 1985 wurde des 300. Geburtstages von Bach, Händel und Scarlatti sowie des 400. Geburtstages von Schütz gedacht. Aus diesem Anlass vergab der Rundfunk der DDR an Alfred Schnittke auf Anregung des Dresdner Violinisten und Dirigenten Manfred Scherzer einen Auftrag für eine Kammerorchesterkomposition. Die Uraufführung der Originalversion fand am 20. April 1985 durch Tatjana Grindenko, Oleh Krysa und das Litauische Kammerorchester unter Saulius Sondeckis in Moskau statt, die Erstaufführung der endgültigen Fassung am 9. Dezember 1985 durch das Dresdner Kammerorchester in Ost-Berlin, geleitet von Manfred Scherzer. Da Schnittke im Juni des Jahres 1985 einen schweren Schlaganfall erlitten hatte, konnte er der Berliner Aufführung nicht persönlich beiwohnen.
Das fünfsätzige Werk greift im Wesentlichen die Besetzung des Concerto grosso Nr. 1 wieder auf (wobei das Cembalo hier dem Orchester zugerechnet ist), hinzu kommen jedoch vier Glocken, die ausschließlich die Töne B-A-C-H vortragen. Überhaupt enthält das Werk allenthalben Hinweise auf den Namen des von Schnittke hoch verehrten deutschen Komponisten, was einerseits natürlich anlassbedingt war. Andererseits ist Bach für Schnittke geradezu ein Symbol für die europäische Musiktradition. Anders als das vorhergehende Concerto grosso, das gleichsam einem romantischen Ausdruckswillen entsprang, ist das vorliegende ein durchstrukturiertes, genau geordnetes und berechnetes Werk, wenngleich nicht im seriellen Sinne. Schnittkes Werkkommentar: ‚Es beginnt ‚schön’ neoklassizistisch – aber nach einigen Minuten explodiert das Museum, und wir stehen mit den Brocken der Vergangenheit (= Zitate) vor der gefährlichen und unsicheren Gegenwart. Ich habe versucht, nicht tragisch zu werden und dem ewigen Melodram des Lebens zu entgehen. Ob es diesmal vielleicht gelungen ist? Wenn auch nicht – die großen Figuren der Vergangenheit können nicht verschwinden … Ihre Schatten sind lebensfähiger als das Pantheon-Gedränge von heute.‘
Das einleitende Allegro beginnt im Stil eines Brandenburgischen Konzerts mit Sechzehntelnoten in gebrochenen g-moll-Dreiklängen. Nach und nach jedoch schleichen sich harmonische Irritationen ein. Als die Glocken einen B-A-C-H-Cluster anschlagen, löst sich der Orchestersatz in Dissonanzen auf und verebbt in den tiefen Registern.
Der 2. Satz, Risoluto benannt, ist eine einzige, ausgedehnte Kadenz der Soloviolinen, zunehmend unterstützt und motorisch angetrieben durch Klavier und Streicher. Dabei entstehen im Orchester ständig wechselnde Dreiklänge, bei denen es sich um Aufschichtungen von thematischem Material handelt. In engem Mit- und Gegeneinander steigern sich beide Violinen in ein furioses Wechselspiel von Doppel- und Akkordgriffen hinein, das zuletzt wie eine ungelöste Frage abrupt abbricht.
Das Pesante mit seiner Antiphonie von Unisono-Streichern und homophon geführtem Klavierpart, hier gespielt vom Cembalo, könnte man, wie dies der britische Musikwissenschaftler Gerard McBurney vermutet, als eine Parodie auf den langsamen Satz von Beethovens 4. Klavierkonzert ansehen. Die vertikale Zwölftönigkeit der Cembaloakkorde wird von den Soloviolinen in horizontaler Linienführung fortgeführt. Schließlich fächert sich der Orchestersatz auf.
Der 4. Satz, der keine Vortragsbezeichnung trägt, präsentiert sowohl das B-A-C-H-Motiv als auch eine Vielzahl von Zitaten aus Bachs ‚Wohltemperiertem Klavier‘. Nach und nach schleichen sich Dissonanzen ein und führen zu einer dreimal neu angesetzten, intensiv-insistierenden Kadenz der Soloviolinen über harten Clusterschlägen des Orchesters.
Der letzte Satz, Moderato, fungiert zugleich als Coda und Reprise, indem er zunächst in Soloviolinen und Cembalo über einem dichten, polyphonen Achtelgeflecht der Streicher Verweise auf alles vorangegangene Material enthält und zuletzt mit einer verklärten Rückbesinnung auf die ‚Brandenburgische‘ Eröffnung endet, die sehr leise und aus weiter Ferne zu hören ist.“ (Hans-Ulrich Duffek)

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