Cello Concerto No. 1
(Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 1) (1985-86)3(I-III=picc).3(III=corA).3(III=bcl).3(III=dbn)-4.4.4.1-perc(6):timp/tgl/flex/2bongos/SD/BD/3cyms/tam-t/t.bells/vib/marimba-hp-cel(=hpd)-pft-str(12.12.11.10.8)
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Sikorski
„… Etwas mehr als drei Monate nach Beendigung des Violakonzerts begann ich mit der Arbeit am Cellokonzert. Wie ich bereits sagte, erlitt ich in jenen drei Monaten einen Schlaganfall, wobei sich mir dreimal ein Blick „dorthin“ bot. Ich war ungefähr zwanzig Tage bewusstlos … d.h. ich habe alles gleichsam nur mit oberflächlichem Bewusstsein wahrgenommen. Ich glaubte, wenn ich schließlich mit dem Leben davonkäme, so wäre das bereits so wunderbar, dass es ohne Bedeutung war, ob ich mich nur wieder würde bewegen und arbeiten können. Doch Gott sei Dank fing ich tatsächlich an, mich sowohl wieder zu bewegen als auch zu arbeiten. So begann ich das Cellokonzert und komponierte es recht schnell – es war nach fünf Monaten in Partiturform fertig. Ich hatte es dreisätzig geplant. Doch als ich fast am Ende des dritten Satzes angelangt war, da wurde mir sozusagen noch ein Finale geschenkt – ein vierter Satz als Höhepunkt, als Fazit, den ich eigentlich nicht vorgesehen und mir nicht vorgestellt hatte. Und auf einmal … dies war einer jener zwei-drei seltenen Fälle in meinem Leben … Ich hatte den dritten Satz noch nicht beendet, als ich bereits mit dem vierten begann, erst danach brachte ich den dritten irgendwie zu Ende. Dieser verwandelte sich in ein oberflächliches Finale, das zwar „mustergültig“ war, aber nicht bedeutungsvoll. Mir wurde nun, noch deutlicher als zuvor, bewusst, was mir schon mehrfach widerfahren war: ein oder zwei aufeinander folgende Sätze eines Werkes überschatten die vorhergehenden, schieben sie gleichsam beiseite; im vorliegenden Werk wird ihr wahres Niveau nur hier verständlich – im Schlusssatz … Mich hat einmal ein sehr kritisch eingestellter Musiker gefragt: „Würde es dann nicht eigentlich genügen, immer nur Schlusssätze zu komponieren?“ Doch der Mensch, der eine solche Frage gestellt hat, verwirkt das Recht, zu einem solchen Thema Fragen zu stellen …“
(Übersetzung: Hans-Ulrich Duffek)