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Publisher

B&B

Territory
This work is available from Boosey & Hawkes in der ganzen Welt.

Availability

Programme Note

Niemand würde bei der unvorbereiteten Begegnung mit Ignace Strasfogels undatierten, vermutlich um 1928 entstandenen 1. Streichquartett glauben, dass es sich dabei um die Musik eines Achtzehn- oder Neunzehnjährigen handelt. Innerhalb seines "Frühwerks" kommt ihm eine besondere Stellung zu, widmet sich Strasfogel hier doch im Kontext eines hauptsächlich seinem Instrument, dem Klavier gewidmeten Oeuvres erstmals dem ihm nicht "genuinen" Genre des Streichquartetts. Der junge Strasfogel bricht durch die zweisätzige Anlage seines Quartetts schon auf formaler Ebene mit jeglicher Konvention. Verblüffend für einen Lieblingsschüler Schrekers, der noch bis ins hohe Alter das Andenken an seinen Lehrer hochhielt, ist die stilistische Nähe zur zweiten Wiener Schule. Von dem impressionistisch verfeinerten, spätromantischen Klangzauber Schrekers ist hier nichts zu hören. Stattdessen hantiert Strasfogel selbstbewußt und ebenso unorthodox wie Berg mit der Zwölftontechnik, schreibt einen radikalen, aber immer bis ins letzte ausgehörten Kontrapunkt, hebt die Gewichtung von Hauptstimme und Begleitung durch absolute Linearität auf. Reine Dreiklänge fungieren nurmehr als Interpunktionszeichen. Was als langsamer Satz (Adagio) beginnt, wird zunehmend von Scherzo-Elementen durchdrungen und mündet schließlich in eine Fuge (Allegro), die gleichzeitig Durchführung ist, in der das lyrische Eingangsthema mit zwei weiteren, stark kontrastierenden Themen kontrapunktiert wird. Hier ist alles, auf dichtestem Raum gedrängt, thematisch, und doch bleibt die Faktur in jedem Augenblick durchhörbar transparent. Die durch extreme Verdichtung entstandene Energie des ersten Satzes, in dem Tradition allenfalls in der "neobarocken" Konzeption der Themen (Kopf und Fortspinnung respektive Sequenzierung) erfahrbar bleibt, entlädt sich förmlich in der expansiven Struktur des zweiten. Hier begegnen uns "unendliche Melodien", von anderer Faktur, aber von ähnlicher Natur wie beim späten Schubert, weit gespannte Bögen, von fein ziselierten rhythmischen Pattern in den Nebenstimmen getragen, die immer auch thematische Arbeit sind. Avantgardistisch zeigt sich Strasfogel vor allem bei der Befreiung der Lineatur von der taktgebundenen Metrik – die Verbindung von Polytempik und Polymetrik im zweiten Satz gehört mit zum Aufregendsten was in der Streichquartett-Literatur dieser Epoche zu finden ist.
Frank Harders-Wuthenow

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Polish String Quartet Berlin
eda 043 (World premiere recording)

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