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Scoring

3(III=picc).2.corA.2.2.dbn-4.3.3.1-timp.perc(3):glsp/marimba/SD/BD/cyms/susp.cym/susp.sizzle.cym/tam-t-harp.pft(=cel)-strings

Abbreviations (PDF)

Publisher

Boosey & Hawkes

Territory
This work is available from Boosey & Hawkes in der ganzen Welt.

Availability

Uraufführung
04/04/2016
Musiktheater im Revier, Großes Haus, Gelsenkirchen
Bernhard Buttmann, organ / Neue Philharmonie Westfalen / Eckehard Stier
Programme Note

Die heute berühmteste Weltallmusik stammt von einem Engländer: Gustav Holsts Breitwand-Tongemälde "Die Planeten" (The Planets) ist die Mutter aller Science-Fiction-Musiken. Es war daher Rasmus Baumanns Idee, einen englischen Komponisten mit einer eigenen Sicht auf die Himmelsthematik zu beauftragen, in der die Konzertorgel einen prominenten Platz einnehmen sollte. Die Wahl für den Kompositionsauftrag der Neuen Philharmonie Westfalen fiel auf Robin Holloway, einem der versiertesten Tonsetzer der britischen Insel.

Holloway entschied sich nicht für eine planetarische Fortschreibung von Holst, und auch ein ungebrochener galaktischer Fortschrittsoptimismus fand bei ihm keinen Platz. Zwar ist eine vitale, virtuose Komposition entstanden, die einer kosmischen Grandiosität durchaus Rechnung trägt. Aber Holloways Inspiration schürft tiefer – wie schon der Titel seiner "Concertante for Organ and Orchestra" verrät. "Forever Singing as they Shine" ist nämlich eine Zeile aus einem englischen Hymnus, geschrieben im Zeitalter der Aufklärung von dem Dichter, Politiker und Journalisten Joseph Addison (1672–1719). Addison verfasste zwar auch ein Opernlibretto, Ruhm brachte ihm allerdings die Gründung der literarisch-politischen Wochenzeitung "The Spectator", in der auch der "Gulliver"-Autor Jonathan Swift veröffentlichte.

Im "Spectator" erschien 1712 Addisons Hymnus "The spacious firmament on high": In griffigen Bildern verkünden hier Sterne, Mond und Sonne das Lob Gottes. Und die Himmelskörper ergehen sich singend im Preis ihres Schöpfers: "For ever singing as they shine: / ‚The hand that made us is divine!‘" lauten die letzten Verse ("Ewig singend, während sie strahlen: ‚Die Hand, die uns machte, ist göttlich!"). Addisons Vorstellung des singenden Universums, das gleichwohl an "reason’s ear" (das Ohr der Vernunft) dringt, war eine populäre aufklärerische Vorstellung: Optimisch, geordnet und heiter gegen den dunklen Mystizismus vorangegangener Zeitalter, ist Gottes Schöpfung gleichwohl nur durch das menschliche Ohr wahrnehmbar. Gott braucht also den menschlichen Kommunikator – ein Zentralgedanke der Aufklärung. Addison bezog sich auf den biblischen Psalm 19, der in Haydns "Schöpfung" Widerhall fand: "Die Himmel erzählen die Ehre Gottes, und seiner Hände Werk zeigt an das Firmanent." Und tatsächlich werden Addisons Verse in England bis heute auf genau diese Haydn-Melodie gesungen.

Holloway liegt allerdings weniger an dem ungebrochenen naiven Optimismus der Addison-Hymne als am poetisch-suggestiven Bild der singenden und tanzenden Planeten, die um die Sonne kreisen. Wie ein Sonnenkönig steht die Orgel als Zeremonienmeister im Mittelpunkt des orchestralen Geschehens.

Mit einem stark dissonanten "Urknall" beginnt das Stück. Sofort danach leuchten in ganz kurzen Ur-Motiven und in der Reihenfolge ihrer Nähe zur Sonne die Planeten auf, die Holloway in der Partitur auch bezeichnet: Merkur, der kleinste und schnellste Planet, in einer scherzohaften, tänzerischen Aufwärtsbewegung in Oboen und Klarinetten. Venus im sinnlichen Glanz der Streicher. Die Erde in statischen Akkorden, der kriegerische Mars in einer Posaunenfanfare. Der größte Planet, Jupiter, gebieterisch und expansiv in den Hörnern. Saturn, der für Weisheit und Melancholie steht, maßvoll in Holzbläsern und Klavier. Uranus, der erst 1781 entdeckt wurde, schließt sich wie eine Antwort an Saturn an. Der Meeresgott Neptun, Pate des blauschimmernden Planeten, mit seiner raschen Wellenbewegung in den Hörnern und Posaunen. Und schließlich der entfernteste Planet Pluto, benannt nach dem römischen Gott der Unterwelt, pausendurchsetzt in einer Dreiklangsbewegung abwärtsschreitend in den Holzbläsern.

Neun Planeten in 30 Sekunden – dann setzt die Orgel ein und bereitet ein konzertantes Kontinuum für eine erneute Vorstellung der Planeten, diesmal in umgekehrter Reihenfolge zur Sonne. Nach den motivischen Splittern des Beginns leuchten die Planeten nun in vollständiger Gestalt: aus dem "anfänglichen Lärm" entwickeln sich ihre jeweiligen "Charakter-Cameos" (Holloway). Dann kehren sich die Rollen um: das Orchester übernimmt das Kontinuum-Motiv und die Orgel paraphrasiert spielerisch die Planeten-Motive. Ein vierter Abschnitt ist mit "Whirling Orbits" (kreisende Umlaufbahnen) überschrieben: ein vor allem für die Orgel hochvirtuoses Zwischenspiel, das neues motivisches Material aufstellt und nicht auf die Planeten-Motive zurückgreift, um ihnen so "vorübergehende, unkontrollierte Freiheit von der Schwerkraft" (Holloway) zu geben. Dieser völlig losgelöste Abschnitt mündet in ein ruhiges Gebet für Orgel und Streicher – Holloway erweist in dessen stark chromatisierten Harmonien Max Reger Reverenz. Tupfer der Harfe leiten über zum "Round Dance" des Finales, einer "herrschaftlichen Sarabande" (Holloway), in der die Orgel noch einmal als Sonnen-Zeremonienmeister alle Planeten aufziehen lässt. Diemal aber in anderer Reihenfolge: "nach meinen persönlichen Vorlieben, absolut unwissenschaftlich! Vom am wenigsten– Uranus – zum am meisten liebenswürdigen: unsere eigene Erde, mit der wir am besten klarkommen (wenn überhaupt)", so der Komponist. Und nur hier schmuggelt er für den Jupiter ein kleines Holst-Zitat ein.

Robin Holloway tauschte sich während der Komposition mit einem "Professorial Fellow" aus seinem College aus: Stephen Hawking. Der legendäre Astrophysiker begleitete Holloways Plan mit großem Interesse und freute sich besonders über die Idee, dass kurz vor dem Schluss noch einmal der Urknall in der Umkehrung erscheint. Die Dissonanz des "Big Bang" löst sich auf in einer strahlend-vollen Konsonanz und im Fortissimo – schließlich lassen die Himmelskörper in Addisons Hymne eine "glorious voice" ertönen.
Kerstin Schüsssler-Bach

Repertoire Note

Ein spektakuläres Konzertstück, das die Orgel ins Zentrum des Klangkosmos stellt. Der Titel bezieht sich auf einen bekannten englischen Hymnus aus dem Zeitalter der Aufklärung: Die Planeten feiern den Schöpfer des Universums. Holloway markiert die Planeten mit prägnanten Motiven – und die Orgel darf als Sonne strahlen.

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